Eigentlich wollte ich den kleinen Text zum Festival damit beginnen, dass ich vor 14 Jahren das erste Mal auf dem Kultur Open Air in Weilheim/Teck war, damals vorrangig wegen Mr. Irish Bastard, aber irgendwie wird mein diesjähriger Besuch nicht wegen bestimmter Bands in Erinnerung bleiben. Vielmehr sind es die kleinen Anekdoten fernab der Musik. So war es das erste Mal nach 974 besuchten Konzerten und Festival in aller Herren Länder, dass man mir während eines Auftrittes einer Band ein Handy vors Gesicht hielt, auf dem zu lesen war „Komm bitte nach dem Auftritt zum Merchstand“. Hörig wie ich bin, habe ich das natürlich gemacht und musste dann mit vor das Festzelt kommen. Da hat mir dann ein junger Mann vom Veranstaltungsteam einen kleinen Vortrag gehalten, dass er mit der allgemeinen Fotografensituation nicht so zufrieden ist, dass ich mich hätte bei ihm melden sollen (obwohl ich gar nicht wusste, wer er ist), dass es zu viel Fotografen sind, dass er dieselben Anmerkungen auch schon den anderen Fotografen gegeben hat und dass man eher dezent bis nicht sichtbar fotografieren solle. Die Konsequenz dessen war, dass drei Fotografen danach nicht mehr zusehen waren, die Fotografin von Undertow extrem eingeschüchtert wirkte bei ein paar Bandfotos schießen und ich das Ganze auch erstmal verarbeiten musste. Ich denke, dass ich meine Meinung dazu demnächst mal einem separaten Beitrag verschriftlichen werde. Zum Teil kann ich gewisse Passagen des Vortrags verstehen und nachvollziehen, die Länge und die Ausführung der Ansprache hätte ich persönlich anders gestaltet. Auch ich bin vorrangig Fan der Musik, von Liveauftritten, von guter Stimmung vor und auf der Bühne, das Knipsen ist nur Hobby bei einem anderen Hobby. Da sollen Fotografen nicht stören, dennoch gehören Fotografen dazu, sei es nun mit besserer Ausrüstung oder mit den unzähligen Handys, die man mittlerweile auf allen Konzerten sieht. Auch denke ich, wenn es vor der Bühne recht leer ist, dass Fotos möglich sind. In der Regel habe ich den Platz vor der Bühne als selbstregulierenden Ort wahrgenommen. Ich gehe das Risiko ein mich mit Equipment im Wert vieler tausend Euro im Publikum zu bewegen, in der Regel halte ich mich dezent zurück und versuche, wennn überhaupt, mich nur kurz im direkten Sichtfeld anderer zu bewegen, da benötigt es normalerweise keine ausführliche Ansprache. Natürlich respektiere ich das Hausrecht, höre mir gerne solche Dinge an und versuche daraus zu lernen.
Ich denke, dass das Festival diesen ursprünglichen Charakter nicht ablegen möchte, dass es vorrangig um Musik gehen soll und dass es von Fans für Fans ist (oder auch nur für die Dorfjugend aus dem Umfeld). Und da wären wir bei einer nächsten Anekdote. Ich habe mich vor vielen Jahren auch ausgetobt auf Konzerten und im Moshpit, mit 44 Jahren bin ich dafür mittlerweile etwas zu alt und überlasse das Feld der neuen Generation. Leider, wie so oft, gibt es immer so ein paar Halbstarke die meinen, dass der Platz vor der Bühne ihnen allein gehört. Viele möchten einfach nur die Musik hören und nicht aggressiv angerempelt werden, es kann nicht sein, dass ein junges Mädchen plötzlich auf dem Boden liegt oder ein anderes Mädel eine blutige Nase hat. Das sind für mich Personen, die eine Veranstaltung stören, nicht Fotografen die überwiegend von den Rändern und hin und wieder mal direkt vor der Bühne Fotos machen. Insgesamt war die Dichte an Menschen recht groß, die ein anderes Verständnis von Miteinander auf so einer Veranstaltung haben, als ich. Aber genug von diesen Dingen….
Eigentlich bin ich ein riesen Fan von solchen Festivals. Klein, nicht so hoch professionalisiert, eher lokale Bands, irgendwo im Nirgendwo – das ist mir lieber als die ganz großen Festivals mit Tausenden von Zuschauern. Die Anreise war problemlos und relativ kurz, Parkplatz in der Nähe gefunden, pünktlich zur ersten Band war ich im Zelt. Auch wenn das Open Air in Kultur Open Air was anderes suggeriert, so spielt sich das Geschehen in einem sehr verrauchten Festzelt ab. Ich fands cool – klein, flach, intim … kleiner Barbereich in einem separaten Zelt, nicht so viele Zuschauer, so muss es sein. Ich denke Ende Mai macht es Sinn „indoor“ zu spielen. Auch wenn das Wetter an diesem Freitag Abend top war, so besteht immer die Gefahr von Regen.
Den Auftakt machte das Duo X². Kultband des Festivals – Musik kann man das nicht nennen, das war 15 Minuten wirres Zeug, aber ähnlich wie die Blasmusikkappelle auf Wacken, muss X² das Festival hier in Weilheim eröffnen. Danach folgten Danger Dudes, feiner Auftritt, Rockmusik, nice vorgetragen kurzweilig, wird bei mir aber langfristig nicht in Erinnerung bleiben. Danach Sündflut, die ich kürzlich im Club Zentral das erste Mal gesehen habe. Danke an Marci für das Organisieren des Fotografierens dürfen und die Gästeliste. Die ersten 5 Minuten konnte man von der Band nichts sehen, Festzeltvolumen und Größe passte nicht zur Rauchkapazität der Rauchanlagen. Das wurde schnell korrigiert, dann legte das Quartett wieder einen feinen Auftritt hin. Dem Publikum gefiel es, was sich später auch am Merchstand zeigte. Die Band muss man im Auge behalten, ich werde es auf jeden Fall tun.
Dann wurde der Abend härter. Die Urgesteine von Undertow enterten die Bühne im Zelt. Es gab eine ordentliche Portion harte Klänge auf die Ohren, auch wenn es nach 5…6 Liedern dann etwas monoton wirkte. Auch sie standen tief im Nebel, die Interaktion mit dem Publikum fiel eher reduziert aus, aber auch Undertow erhielt am Ende guten Applaus und durften nochmal eine Zugabe ins Publikum schmettern. Hauptact an dem Abend waren Debauchery. Nachdem die ganze Woche im Auto das neue Album rauf und runter gelaufen ist, habe ich mich extrem gefreut. Das Trio auf der Bühne weiß, was es macht. Musik ganz nach meinem Geschmack. Harte Musik wird heute viel von Metalcore Bands dominiert, Debauchery ballerten ordentlichen bangbaren Metal in die Meute. Vor der Bühne war es gut gefüllt, jung und alt gefiel es. Top Auftritt!
Blenden wir die Randgeschichten mal aus, so ist es doch ein feines Festival. Auch wenn mich solche Dinge etwas runterziehen, so wird es nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich das Kultur Open Air besuche. Sofern ich nach meiner dezenten Kritik hier noch mal aufschlagen darf. Für den Rest des Wochenendes wünsche ich viel Spaß, auf dass es für alle Beteiligten ein schönes Wochenende wird … vielleicht ja bis nächstes Jahr wieder.